DIE REISEBERICHTE VOM SULZBERGER-TEAM
Wir führen regelmässig Studien- und Rekognoszierungsreisen durch, damit Sie von nützlichen und aktuellen Informationen profitieren können. Unsere Erlebnisse - für Sie zum Mitlesen!Reisebericht von Jonas Sulzberger, getätigt im Mai 2019
Der nationale Slogan von Senegal heisst „Terranga“. Dieses Wort entstammt dem Wolof, einem der weit verbreitesten Sprachen dieses Landes und eben auf Deutsch so viel bedeutet wie „Land der Gastfreundschaft“.
Als Reisender gibt es für mich einen bestimmten Gradmesser dafür: die Freundlichkeit der Beamten der Einreisebehörden - in vielen Ländern an den Airports leider sozusagen inexistent (den Flughafen Zürich möchte ich dabei als löbliche Ausnahme erwähnen). Und tatsächlich werde ich mitsamt Pass mit einem breiten Grinsen des Mannes hinter dem Schalter am modernen Flughafen von Dakar erwartet. Obschon die erste Fremdsprache Französisch wäre und ich mich meiner schulischen Grundkenntnisse zu helfen weiss, werde ich in dem für mich sattelfesteren Englisch angesprochen und den Formalitäten halber aufgesetzten Fragen entgegengesetzt (reason of stay, how long do you stay etc.). Alles kein Problem, der Beamte lässt mich durch und wünscht mir lächelnd einen ebenso schönen Aufenthalt.
„Bienvenue au Sénégal“, „comment ça va?“ - wir hören es während unseres Aufenthaltes immer wieder. Wir fühlen uns als Besucher sehr willkommen, die Leute sind offen und hilfsbereit. Unser kompetenter und sehr aufrichtige Reiseleiter Mohamed, der eine Zeit lang in Genf gelebt und Deutsch gelernt hat, klärt uns darüber auf, dass es hier auch Taschendiebe gäbe, die das afrikanische Chaos an belebten Orten gerne auszunutzen wissen. Aber wo gibt es das nicht. Das afrikanische Chaos ist natürlich auch vorhanden, es zeigt sich aber bunt und ist doch überschaubarer als in anderen Teilen des Kontinents. Und wir fühlen uns sicher.
Dies mag auch daran liegen, dass die Tourismus-Botschafter als nationalen Slogan auch ein Wort für die „gelebte Toleranz“ hätten wählen können. Die grosse Mehrheit des Landes stellen die Muslimen dar, Spannungen mit den christlichen und jüdischen Minderheiten gibt es keine. Moscheen prangen hier genauso in der Landschaft wie Kirchen, auf Kopftücher trifft man nur sehr selten und generell scheint es überhaupt keine Rolle zu spielen, welcher Religion man nun angehört. Wir waren während des Ramadan unterwegs und hätten davon gar nichts gemerkt, wenn uns unser Guide Mohamed vor Ort nicht darüber aufgeklärt hätte. An die Naturreligion beziehungsweise den Animismus glauben die Senegalesen sozusagen alle und dürfte wohl auch eine beschwichtigende Rolle zwischen den Religionen spielen. Das Land verfügt über keine Kriegstradition. C’est sympa.
Der Animismus dürfte auch ein wichtiges Element für die afrikanische Fantasie sein, der keine Grenzen gesetzt zu sein scheinen. Es wird nichts weggeworfen, es wird alles repariert - auch die senegalesischen Künstler auf der Insel Gorée vor Dakar bedienen sich dieses Grundgedankens. Aber auch im Senegal liegt viel Müll herum und an gewissen Orten scheint die Flut an nicht mehr wiederverwertbarem Plastik unerträglich. Es bringt nichts, ein Land zu romantisieren. Hingegen stamme ich aus einem Industrieland, wo weitaus mehr Müll hergestellt wird, den Mahnfinger zu erheben, empfinde ich als unangebracht. Darüber hinaus muss man sich auch vor Augen halten, dass es wie bei diesen Künstlern Menschen und Orte gibt, wo das Bewusstsein für die Umwelt geschärft wird. Auch im Senegal.
Der Ort Fadiouth dürfte hier landesweit eine besondere Vorreiterrolle innehaben. Die Einnahmen durch die Touristen werden hier vor allem auch zum Erhalt der Sauberkeit der Insel verwendet. Auch sonst ist Fadiouth sehr speziell und unbedingt einen Besuch wert: der Ort wurde auf Muschelschalen errichtet. Auf der Muschelinsel leben mehrheitlich Christen, weshalb man auch viele Schweine dort sieht. Eine Besonderheit ist ausserdem der gemeinsame Friedhof von Christen und Moslems, auf den katholischen Gräbern findet man ein Kreuz, auf den muslimischen einen Halbmond. Durch die Insel wurden wir von Marcel begleitet, einem einheimischen Touristen-Guide, welcher ohne Besuch eines Deutsch-sprachigen Land ein sehr gut verständliches Deutsch spricht und natürlich auf mehr Touristen hofft.
Touristisch gilt der Senegal nämlich noch als Geheimtipp, obschon die touristische Infrastruktur durchaus vorhanden wäre. Mit Französisch als Amtssprache gelten vor allem Frankreich und Belgien als die Kernmärkte von Senegal, zumal es von dort auch Direktflüge nach Dakar gibt. Zentral- und Nordeuropäer kommen erst zaghaft, U.S.-Amerikaner trifft man auch vereinzelte - einer einer weltweit beliebtesten Exponenten hat den Senegal während seiner Amtszeit übrigens auch besucht: Barack Obama. Auf seiner Afrika-Tour fühlte sich der damalige U.S. Präsident überaus ergriffen, als diesem die „door of no return“ (Türe ohne Rückkehr) gezeigt wurde - dem Ort wo vor gar nicht so langer Zeit Menschen in die Sklaverei in die weite Welt verschifft wurden. Auch wir waren dort, zumal es hier wohl um den Geschichtsträchtigsten Ort des Landes handelt.
Die „door of no return“ befindet sich im sogenannten „maison des esclaves“ auf der Insel Gorée vor Dakar. Diese frühere Sklavenhandelsinsel ist heute für Besucher zugänglich. Hier wurden mehrere Millionen von Menschen als Sklaven nach Nord- und Südamerika sowie nach Europa verschifft. Auch Persönlichkeiten wie Nelson Mandela oder Papst Johannes Paul der 2. haben diesen Ort aufgesucht, wo einem die beängstigenden Zustände der Insassen in den Gefangenenräumen eindrücklich vor Augen geführt werden. Die Befangenheit über das Schicksal dieser Menschen vermischt sich ausserhalb des Gebäudes mit dem Staunen über die Artefakte der zahlreichen Künstler, die sich hier niedergelassen haben und ihre Produkte feil halten.
Trotz unsäglicher Vergangenheit präsentiert sich der Senegal mutig seinen Besuchern gegenüber. Es gibt nämlich auch noch diverse Naturphänomene, welche das Land zu bieten hat. Für den Norden, wo sich die für Dromedartrekking beliebte Wüste Lompoul befindet, hat es uns nicht gereicht, dafür aber in den Süden, wo sich an der Grenze zum Nachbarland Gambia das Saloum-Delta befindet. Ein Mangroven-Labyrith und absolutes Vogelparadies, welches zum UNESCO Weltnaturerbe deklariert wurde und mit der Lodge Les Palétuviers (im nachfolgenden Bild) den Besuchern ein Kleinod als Übernachtungsort bietet. Dem Afrika-Erlebnis schlechthin, einer Safari, kann man auch im Senegal beiwohnen: das Naturreservat Bandia, wo die grossen senegalesischen Säugetiere seit den 70er Jahren wieder angesiedelt werden, befindet sich nur eine halbe Fahrstunde von den Badeferienorten entfernt.
Ja, auch Badeferien kann man im Senegal verbringen. Und zwar durchaus gelungene. Das Royal Horizon Baobab ist eine Bungalowanlage im lokalen Stil und liegt wunderbar am schönen Sandstrand und hat auch Bungalows, die sich unmittelbar an diesem befinden. Der Garten ist eine Augenweide. Gebucht wird das 4*-Hotel auf Basis all-inclusive, die Preise sind erschwinglich. Eine Adresse im gehoberen Segment (4.5*) Ist das Lamantin Beach, welches sich an einem ebenso langgezogenen Traumstrand (im nachfolgenden Bild) am Atlantik befindet. Im gepflegten Ambiente werden sowohl im à la carte Restaurant als auch am Buffet Gerichte aufgetischt, die nichts mehr als das Prädikat „haut de gamme“ verdient haben. Kulinarisch also „absolument extraordinaire“, wie die hier stark vertretenen Wallonen aus Belgien sagen würden.
Und dann sind es eben immer wieder die Menschen, welche dieses Land so ausmachen. Das Leben spielt sich auf der Strasse ab und wir können uns an den prächtig gekleideten Frauen und Männern nicht sattsehen. Wir besuchen einen lokalen Markt, der fürchterlich chaotisch und vor allem laut daherkommt - Verkäufer preisen ihre Ware lautstark an und manche haben dafür ihre Botschaften aufgenommen und speilen sie den lieben langen Tag ab. Als Schaulustige stehen wir dem regen Treiben mitsamt Eselkarren natürlich nur im Weg - trotzdem heisst es immer wieder „comment ça va?“ oder „Bienvenue au Sénégal“ eines entgegenlaufenden Fremden. Sei es auf dem Gemüsemarkt im Hinterland oder am Einreiseschalter des internationalen Flughafens von Dakar - Terranga ist mehr als nur Slogan.
Gut zu wissen
Anreise: sehr gute Flugverbindungen ab Zürich bietet TAP über Lissabon. Ebenfalls bedient wird Dakar von Air France über Paris oder von Brussels Airlines via Brüssel. Die Gesamtreisezeit beträgt ca. neun Stunden. Direktflüge aus der Schweiz gibt es nicht.
Beste Reisezeit: Spätherbst und Frühling bis April, danach kann es im Landesinnern schwülheiss werden. Badeferien sind das ganze Jahr möglich.
Essen: die Küche zeichnet sich durch gut gewürzte, schmackhafte Speisen aus, insbesondere Fisch und Meeresfrüchte.
Sicherheit und Verständigung: trotz weniger Vorkommnisse empfiehlt es sich, das Land auf einer begleiteten Rundreise zu erleben - als Gruppenreise oder auch als privat geführte Reise (auch in Deutsch verfügbar).
Übernachtung: Les Palétuviers Lodge im Saloum Delta, Royal Horizons Baobab (3.5-4*, all inclusive) oder Lamantin Beach (4.5*, Halbpension) in Saly für Badeferien
"Au revoir au Sénégal"
Sämtliche Leistungen (Flüge, Hotels, Rundreisen, Flusskreuzfahrten etc.) sind übers Reisebüro Sulzberger buchbar.